Schritte zur Selbstheilung: Deine Reise nach Kindheitstraumata

Du fühlst dich, als seist du nicht genug oder nicht liebenswert? Du suchst dir immer genau diejenigen Partner, Beziehungen oder Situationen, die dir genau diese Annahme beweisen? Oft merkt man erst viel zu spät, wie Kindheitstraumata sich auf das alltägliche Leben und zwischenmenschliche Beziehungen auswirken. Man ist sich zwar dessen bewusst, dass man schon einiges im Leben erlebt hat, dass man aber heute noch darunter leidet, ist für viele unvorstellbar.
Deine Emotionen
Vielleicht bist du ein Scheidungskind, deine Eltern haben sich früh getrennt und dein Vater hat dich sogar verlassen. Möglicherweise warst du als kleines Kind aber auch verbalem oder körperlichem Missbrauch ausgesetzt und hattest immer das Gefühl, nicht genug zu sein und dass dich keiner liebhat. Hierzu möchte ich dir erst einmal sagen: Egal, was passiert ist – du kannst nichts dafür! Du warst ein Kind und es ist nicht deine Schuld, was passiert ist! Du bist so stark, dass du das erlebt hast und trotzdem noch hier stehst.
Für viele ist es schwer zu glauben, dass sie keine Schuld an dem tragen, was passiert ist. Auch wenn sie sich dessen eigentlich bewusst sind, plagen sie tiefe Glaubenssätze bis in das Erwachsenenalter und diese sorgen dafür, dass unterbewusst ständig eine Suche nach Bestätigung dieser Glaubenssätze stattfindet.
Dies führt häufig dazu, dass man sich toxische Partner sucht, die einen nicht gut behandeln oder in Beziehungen endet, in denen das Gegenüber emotional nicht verfügbar ist. Diese Fälle werden in der Regel von dem innigen Wunsch begleitet, dein Gegenüber zu verändern. Das ist aber nur das vermeintliche Ziel, denn das übergeordnete Ziel, warum du diese Person überhaupt verändern möchtest, ist, damit du eine besondere Position bei dieser Person einnimmst und dir damit beweisen kannst, dass du doch gut genug und liebenswert bist. Merkst du, dass das eigentlich keinen Sinn macht? Du hast eigentlich das Ziel, deine Glaubenssätze zu entkräften, suchst dir aber unterbewusst genau diejenigen aus, die sie bestärken.
Vielleicht kontrollierst du deinen Partner regelmäßig, bist eifersüchtig und streitest dich absichtlich, um zu testen, ob er auch nach einem Streit noch bei dir bleibt. Es ist der Wunsch nach Bestätigung, nach Anerkennung und nach Liebe, der dies auslöst. Was du dabei nur vergisst, ist die Tatsache, dass die fehlende Liebe zu dir selbst dir einen Strich durch jede gesunde Beziehung machen wird, denn kein Mann/keine Frau mit einer gesunden Selbsteinstellung möchte so eine Partnerin haben.
In meinem Fall war es so, dass ich in jungen Jahren immer rebellischer zu wurde, um mir durch meine vorlaute Art Anerkennung und Respekt einzuholen. Mir war es lieber, dass die Leute Angst vor mir hatten, als dass ich ihnen egal bin. Ganz zu schweigen von meinen Beziehungen, in denen ich durch die oben genannten Glaubenssätze nicht nur voller Eifersucht war, sondern vorallem die Kontrollsucht in mir durchkam. Ich wollte mit aller Macht dafür sorgen, dass eine Person bei mir bleibt, auch wenn der Rebell in mir dieser Person zeitgleich das Gefühl geben wollte, dass sie mir egal sei. Dass ich dabei nur auf andere unsichere und kranke Männer stieß, liegt wohl auf der Hand.
Wir müssen heilen, um erfüllt und glücklich durch das Leben zu gehen.
Wir müssen heilen, um gute zwischenmenschliche Beziehungen zu führen.
Wir müssen heilen, um uns mit den richtigen Menschen zu umgeben aber der Ursprung in allen guten Dingen liegt in der Selbstliebe und insbesondere dafür müssen wir heilen.
Daten und Fakten
Du bist nicht allein! Kindheitstraumata sind keine leichten Dinge. Sie packen das Leben von Kindern in einem Faustgriff und können echte Langzeitwirkungen auf ihre mentale Gesundheit haben. Von Vernachlässigung bis hin zu körperlichem oder sexuellem Missbrauch – diese traumatischen Erlebnisse kommen in vielen Formen daher und lassen niemanden kalt.

Hier sind ein paar Fakten über diese nicht zu unterschätzenden Kindheitstraumata:
- Laut einer Studie des National Survey of Children’s Health (NSCH) in den USA aus dem Jahr 2016 berichteten etwa 61 Prozent der Erwachsenen, dass sie mindestens ein belastendes Ereignis in ihrer Kindheit erlebt hatten.
- Rund jedes vierte Kind hat vor seinem 18. Geburtstag mindestens ein Mal den Abgrund eines traumatischen Ereignisses kennengelernt, sagt die American Psychological Association (APA).
- Traumata können so vielfältig sein wie die Farben des Regenbogens. Ob durch Familienchaos, Vernachlässigung, das Durcheinander im Kopf der Eltern oder durch Naturgewalten und andere extreme Ereignisse – die Quellen sind breit gefächert.
- Die Spätfolgen sind heftig: von Angstzuständen und Depressionen über posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) bis hin zu Suchtproblemen. Sie machen nicht an der Psyche halt, sondern können auch die physische Gesundheit durcheinanderwirbeln.
- Traumata sind nicht bloß schlimme Erinnerungen. Sie können auch das wachsende Gehirn beeinflussen, langfristig Hirnregionen verändern und so für Probleme bei der Emotionskontrolle und im Umgang mit Stress sorgen.
- Bestimmte Dinge machen Kindheitstraumata noch heftiger: Fehlende Unterstützung, wiederholte traumatische Ereignisse, das Fehlen von Bewältigungsstrategien und das Schweigen darüber erhöhen das Risiko für noch größere Auswirkungen.
- Doch es gibt auch Hoffnung. Viele Menschen zeigen eine erstaunliche Stärke, um sich trotz harter Zeiten zu entwickeln. Frühzeitige Hilfe, Therapie, Freunde, die für einen da sind – all das kann echt helfen. Mehr zur Heilung findet Ihr im unteren Abschnitt.
Fakt ist: Wir müssen uns klar darüber werden, dass nahezu jeder von uns unter einem Trauma leidet. Für Manche sind es Erlebnisse, die Andere eher als harmlos einstufen, doch unterschiedliche Ereignisse treffen unterschiedliche Menschen anders. Hierzu gehört eine Menge Verständnis aber auch die Bereitschaft, davon zu heilen, um sie nicht an unsere Kinder weiterzugeben.
Heilung
Die Heilung von Kindheitstraumata erfordert Verständnis, Zeit, Unterstützung und oft professionelle Hilfe. Obwohl der Prozess individuell ist und je nach den Erfahrungen und der Person variieren kann, gibt es einige allgemeine Schritte und Ansätze, die helfen können:
- Verstehe, dass viele Triggerpunkte im Alltag aus der Kindheit kommen und entwickle den Willen, dieses Thema auch aktiv anzugehen. Mir hat das Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl zu Beginn einen sehr guten Einstieg verschafft. Das Buch ist interaktiv, es gibt dir auch Aufgaben vor, denen du dich annehmen musst. Bitte nimm dir hierzu wirklich Zeit. Ich bin z.B. alleine in den Urlaub geflogen, um mich dem Buch voll und ganz anzunehmen und mich damit zu beschäftigen. Es gibt aber auch noch viele andere Bücher, die dir gute Einblicke in das Thema geben können. Verstehe in diesem Zusammenhang auch, dass deine Eltern aus einer anderen Generation kommen, in der man sich gar nicht bewusst war, dass man unter Traumata leidet.
- Suche nach professioneller Unterstützung: Die Suche nach Hilfe bei einem Therapeuten, Psychologen oder Psychiater, der Erfahrung in der Traumatherapie hat, ist ein guter erster Schritt in der tatsächlichen Behandlung. Diese Fachleute können dir dabei helfen, die Auswirkungen des Traumas zu verstehen, Bewältigungsstrategien zu entwickeln und den Heilungsprozess zu begleiten.
- Traumatherapie: Es gibt verschiedene Therapiemethoden, die speziell für die Bewältigung von Kindheitstraumata entwickelt wurden. Beispiele sind kognitive Verhaltenstherapie (KVT), EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) oder auch Somatic Experiencing. Diese Therapien zielen darauf ab, die emotionalen und körperlichen Auswirkungen des Traumas zu reduzieren.
- Selbstfürsorge: Selbstfürsorge spielt eine wesentliche Rolle bei der Heilung von Kindheitstraumata. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, Entspannungstechniken wie Meditation oder Atemübungen sowie das Einhalten eines stabilen Tagesablaufs. Aus persönlicher Sicht kann ich dir auch sagen, dass alleiniges Reisen eine gute Art der Selbstfürsorge sein kann. Hier lernst du dich noch einmal besser kennen, kommst aus dir heraus und machst neue Erfahrungen, die dein Selbstbewusstsein steigern können.
- Soziale Unterstützung: Der Aufbau eines unterstützenden sozialen Netzwerks kann einen großen Unterschied machen. Freunde, Familie oder Selbsthilfegruppen können dazu beitragen, dass du dich verstanden und weniger isoliert fühlt.
- Selbstreflexion und Akzeptanz: Dir selbst zu erlauben, das Erlebte anzuerkennen und zu akzeptieren, ist ein wichtiger Teil des Heilungsprozesses. Es ist okay, dir Zeit zu nehmen, um zu verstehen, wie das Trauma dein Leben beeinflusst hat, und dich daraufhin auszurichten, um daran zu arbeiten.
- Geduld und Zeit: Heilung geschieht nicht über Nacht. Es erfordert Zeit, Geduld und eine kontinuierliche Anstrengung. Der Prozess kann Herausforderungen mit sich bringen, aber es ist wichtig, dranzubleiben und sich darauf zu konzentrieren, gesünder und stärker zu werden. Denk daran, wie schön es sein könnte, wenn du dein Leben ohne Vorbelastungen frei bestimmen und zur besten Version deiner Selbst werden könntest.
- Entwicklung von Bewältigungsstrategien: Nachdem du ein Verständnis für deine Gedanken und Emotionen in bestimmte Situationen entwickelt hast, ist es entscheidend, Bewältigungsstrategien zu erlernen, um mit Auslösern umzugehen und die Symptome zu kontrollieren. Das können Atemtechniken, Achtsamkeitsübungen oder das Erstellen eines Sicherheitsplans sein, um dich in stressigen Situationen zu beruhigen.
Jeder Heilungsprozess ist einzigartig und individuell. Es ist wichtig, auf sich selbst zu hören, den Willen und die Geduld zu haben. Professionelle Unterstützung kann hilfreich sein, um den Weg der Genesung zu gehen – dennoch bist du der Hauptakteur in deiner eigenen Heilung. Es gibt Hoffnung und Wege, um von den Auswirkungen von Kindheitstraumata zu heilen und ein erfülltes Leben zu führen.
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