Der Ängstliche Bindungsstil: Wie er dein Liebesleben beeinflusst und was du dagegen tun kannst

Bist du ein typischer People Pleaser und hast andauernd Angst, deine Meinung zu äußern, weil du ja womöglich verlassen werden könntest? Kannst du nur schwer allein sein und wurdest in der Vergangenheit oft als anhänglich, kontrollsüchtig oder eifersüchtig wahrgenommen?

Beziehungen sind komplex und vielschichtig, doch manche Muster darin sind universell und tiefgreifend. Eines dieser Muster ist der ängstliche Beziehungsstil („anxious attachment style“) – eine Bindungsform, die von Unsicherheit und einem intensiven Bedürfnis nach Nähe geprägt ist. Ganz schwierig wird das Zusammenspiel aus einer Person mit einem ängstlichen Bindungsstil und einer Person mit einem vermeidenden Bindungsstil („avoidant attachment style“), jedoch gehe ich auf Letzteres in einem separaten Blogbeitrag noch einmal genauer ein. In diesem Beitrag wollen wir den ängstlichen Bindungsstil erkunden, seine Wurzeln verstehen und Wege zur Heilung aufzeigen. Dabei geht es nicht nur um die Probleme, sondern auch darum, wie wir uns selbst und unsere Beziehungen verändern können.

Ursprung des ängstlichen Bindungsstils

Der ängstliche Bindungsstil entsteht oft aus einer Kombination von frühen Lebenserfahrungen und der Art und Weise, wie wir mit diesen Erfahrungen umgehen. Kinder, die in ihrer frühen Entwicklung eine inkonsistente Zuwendung und Aufmerksamkeit erfahren haben, können einen ängstlichen Bindungsstil entwickeln. Dies geschieht besonders, wenn Eltern oder andere Betreuungspersonen zeitweise sehr liebevoll und zu anderen Zeiten distanziert oder abwesend sind. Solche Erfahrungen können zu einer tief verwurzelten Unsicherheit führen, die sich in späteren Beziehungen in einem ständigen Bedürfnis nach Bestätigung und Nähe manifestiert.

Ein weiterer Faktor, der zur Entwicklung eines ängstlichen Bindungsstils beitragen kann, ist der Mangel an angemessener emotionaler Unterstützung während kritischer Entwicklungsphasen. Kinder, die emotionale Vernachlässigung erleben oder deren emotionale Bedürfnisse nicht konsequent erfüllt werden, können später im Leben dazu neigen, übermäßig abhängige Beziehungen zu suchen, um die in der Kindheit empfundene Leere zu füllen.

Darüber hinaus kann ein ängstlicher Bindungsstil auch durch traumatische Ereignisse wie Trennung der Eltern, Verlust eines Elternteils oder Missbrauch verstärkt werden. Diese Erfahrungen können das Bedürfnis nach Sicherheit und Bestätigung intensivieren, was zu einem verstärkten Klammern an Beziehungspartner führt.

Du kannst hierfür auch gerne noch einmal in meinen Beitrag „Schritte zur Selbstheilung: Deine Reise nach Kindheitstraumata“ reinschauen.

Deine Emotionen

Menschen mit einem ängstlichen Bindungsstil erleben oft intensive Emotionen in Beziehungen. Sie können zu extremer Eifersucht, Angst vor Zurückweisung und einem ständigen Bedürfnis nach Bestätigung neigen. Ihre emotionale Welt ist häufig von Unsicherheit und der Sorge geprägt, nicht genug zu sein oder verlassen zu werden.

Solche Personen neigen dazu, in Beziehungen in hohem Maße abhängig und anklammernd zu sein. Sie können große Schwierigkeiten haben, ihrem Partner Freiraum zu gewähren, und neigen dazu, viel Zeit und Energie darauf zu verwenden, die Liebe und Aufmerksamkeit ihres Partners zu sichern. Dies kann zu einem Muster führen, in dem sie ständig nach Anzeichen von Ablehnung oder Distanzierung suchen und versuchen, diese durch verstärkte Nähe oder Bestätigung zu kompensieren.

In Konfliktsituationen können Menschen mit ängstlichem Bindungsstil überreagieren und große Angst davor haben, dass der Konflikt das Ende der Beziehung bedeutet. Sie neigen dazu, in Krisenzeiten verstärkt um die Beziehung zu kämpfen, auch wenn dies zu ihrem eigenen Nachteil sein kann. Diese intensive Angst vor dem Verlust des Partners kann zu ungesunden Beziehungsdynamiken führen, in denen die eigene Identität und das Wohlbefinden vernachlässigt werden.

Heilung

Der Weg zur Heilung und zur Überwindung eines ängstlichen Beziehungsstils beginnt erst einmal damit, dir bewusst zu werden, dass du diesem Bindungsstil entsprichst. Erst dann kannst du dich mit dem Thema genauer auseinandersetzen und an dir arbeiten, um zukünftig nur noch gesunde und glückliche Beziehungen zu führen. Außerdem sind folgende Punkte wichtig in der Überwindung des Ängstlichen Bindungsstils:

  1. Selbstbewusstsein entwickeln: Selbstbewusstsein ist der erste effektive Schritt zur Heilung eines ängstlichen Bindungsstils. Es geht darum, die eigenen emotionalen Muster zu erkennen und zu verstehen, wie sie in Beziehungen zum Ausdruck kommen. Dies kann durch Selbstreflexion, Tagebuchschreiben oder Achtsamkeitspraktiken erreicht werden. Indem man sich der eigenen Bedürfnisse und Ängste bewusst wird, kann man beginnen, bewusstere Entscheidungen in Beziehungen zu treffen und ungesunde Muster zu durchbrechen.
  2. Therapie: Therapeutische Unterstützung kann entscheidend sein, um die Wurzeln eines ängstlichen Bindungsstils zu verstehen und zu verarbeiten. Ein Therapeut kann dabei helfen, frühe Erfahrungen und ihre Auswirkungen auf aktuelle Beziehungsmuster zu erforschen. Therapieformen wie kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder Bindungstherapie können besonders hilfreich sein, um neue Wege des Denkens und Fühlens zu entwickeln.
  3. Selbstliebe praktizieren: Selbstliebe ist ein zentraler Aspekt der Heilung. Sie beinhaltet, sich selbst mit derselben Fürsorge, Akzeptanz und Güte zu behandeln, die man anderen entgegenbringt. Selbstliebe kann durch Praktiken wie Selbstmitgefühl, positive Selbstgespräche und die Pflege des eigenen Wohlbefindens gefördert werden. Dies hilft, das Bedürfnis nach externer Bestätigung zu reduzieren und fördert stattdessen ein inneres Gefühl der Sicherheit und des Selbstwertes.
  4. Gesunde Grenzen setzen: Das Setzen gesunder Grenzen ist essentiell, um sich vor emotionaler Erschöpfung und Abhängigkeit in Beziehungen zu schützen. Dies beinhaltet, nein zu sagen, wenn nötig, und die eigenen Bedürfnisse und Werte zu respektieren. Grenzen zu setzen bedeutet auch, respektvolle und unterstützende Beziehungen zu fördern und sich von toxischen oder schädlichen Beziehungen zu distanzieren.
  5. Kommunikation fördern: Offene und ehrliche Kommunikation ist entscheidend für gesunde Beziehungen. Menschen mit einem ängstlichen Bindungsstil müssen lernen, ihre Gefühle und Bedürfnisse auf gesunde Weise auszudrücken. Dies beinhaltet, verletzlich zu sein, Gefühle ohne Vorwürfe zu kommunizieren und zuzuhören, ohne sofort zu reagieren. Effektive Kommunikation kann Missverständnisse reduzieren und eine stärkere Verbindung zwischen Partnern fördern.
  6. Support-Systeme nutzen: Ein starkes Support-System kann eine große Hilfe sein. Freunde, Familie oder Selbsthilfegruppen können emotionale Unterstützung, Perspektiven und Ermutigung bieten. Sich mit Menschen zu umgeben, die einen verstehen und unterstützen, kann das Gefühl der Einsamkeit reduzieren und helfen, einen gesünderen und sichereren Bindungsstil zu entwickeln​​.

Der Weg aus dem ängstlichen Beziehungsstil ist ein Prozess, der Bewusstsein, Akzeptanz und manchmal professionelle Hilfe erfordert. Es ist ein Weg hin zu gesünderen, erfüllenderen Beziehungen und einem tieferen Verständnis für sich selbst. Ich bin mir sicher, dass auch du diesen Weg erfolgreich beschreiten kannst, um schon bald eine glückliche Beziehung anziehen zu können. <3

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